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uneingesteckt.
Keine Entscheidung wurde hier jemals wirklich bewusst
getroffen. Die gelebte Inkonsequenz zieht sich durch die betongrauen Gassen wie
ein böser Geist, der sich nur in schamanischen Ritualen mit Kiosk-Bier
vertreiben lässt. Ein bedrohlicher Konjunktiv ist im Jugendpark gestrandet.
Köln ist von Schemen besiedelt, die auf der Suche nach dem Dionysischen über
Nacht abtauchen: in Parks, Partys in spontan besetzten Hallen, in
Ilusionsfabriken und Venuskellern.
Natürlich ist man selbst in diesem Gefüge gefangen, selbst Konjunktiv, aber trotzdem auf der Suche nach Fluchtpunkten und Ausdrucksmöglichkeiten. Man merkt bei der Goldenen Hausnummer diese Schwebe: Heimatlosigkeit und Sehnsucht. Wenn die Sintflut zur Utopie wird, drängt sich der masochistische Gedanke auf. Nach uns die Utopie. Das ist Masochismus, das ist die Unentschiedenheit, das ist nicht mehr und nicht weniger als das fünfte Kioskbier am Rathenauer. Das Album kann sich selbst nicht entscheiden: mal muss man alles selber machen, ein paar Tracks später gibt es wieder Becks und Sativa. Tatenkraft gegen Kiffer-Lethargie, wabernde Flächen gegen harte Riffs, vage Bilder gegen explizite Zeilen. Und alles ist verkopft genug, um nicht wirklich entfesselt zu werden. Man muss sich das Album so vorstellen: wie einen Raum, in dem die Luft unheimlich schwer ist. Man will tanzen, aber jede Bewegung kostet unendlich viel Kraft, jede Bewegung arbeitet gegen diese schwere Luft. Es ist, als wäre die Haut zu eng, als würde der Körper aus ihr heraus platzen wollen und in den Raum zerbersten. Ein Ich löst sich auf, Sehnsucht, Wille, Melancholie. |